
Ausfahrt zur Heuchelberger Warte
(15. Mai 2023)
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Mochte
es am Wetter liegen oder am Termin unter der Woche: Nur ein kleines
Häuflein Oldtimerfreunde fand sich am 10. Mai auf dem Harres-Parkplatz mit
seinen Fahrzeugen zur Frühlingsausfahrt des Clubs ein. Das tat der
Vorfreude aber keinen Abbruch. Zwar hingen beim Start die Wolken tief,
aber im Laufe des Tages hielt sich das Wetter und bot unterwegs bei
unterschiedlichen Lichtverhältnissen und pittoresken Wolkenformationen
sogar recht eindrucksvolle Landschaftsbilder.
Ziel
unserer Fahrt war die Heuchelberger Warte im Heilbronner Land. Hinter
Sinsheim auf der kurvenreiche Strecke nach Weiler öffnete sich mit der
Aussicht auf die Stauferburg Steinsberg die Mailandschaft in ihrer
schönsten Pracht. Über verkehrsarme Land- und werktäglich verschlafene
Dorfstraßen zog unsere kleine Oldtimer-Karawane weiter durch den
frühlingsfrischen Kraichgau. Bei dem gemütlichen Tempo waren die in jedem
Dorf positionierten Blitzer für uns naturgemäß kein Problem. Hat man
Eppingen, die badische "Grenzstadt" hinter sich gelassen, ändert sich auch
die Kulturlandschaft, und es öffnet sich das württembergische Weinland.
Bald hatten wir Leingarten am Fuße des Heuchelbergs erreicht, der sich wie
ein Rebengebirge mit bewaldeter Kuppe zwischen den Flüsschen Zaber und
Lein in die weite Tallandschaft des Neckars schiebt. Auf seinem östlichen
Ende erhebt sich, weithin sichtbar, die Heuchelberger Warte, ein
historischer Wachturm, der im 15. Jahrhundert als Teil des
Altwürttembergischen Landgrabens zur Überwachung der württembergischen
Zollgrenze errichtet wurde und heutzutage als Aussichtsturm dient.

Auf
halber Höhe des Bergrückens mussten wir unsere Fahrzeuge auf einem
Parkplatz stehen lassen; nun hatten wir die Wahl zwischen drei
Möglichkeiten, zur Warte bzw. zu dem nebenan idyllisch im Wald gelegenen
Restaurant zu gelangen, das wir uns zur Mittagsrast erkoren hatten: Es bot
sich eine kleine Wanderung durch steile Rebhänge an; wer wollte und sich
konditionsstark fühlte, konnte auch die "Philosophensteige" mit ihren 167
Treppenstufen in Angriff nehmen. Wie sich dann aber herausstellte, nahm
ein Großteil doch den per Kurbeltelefon vom Parkplatz aus herbeigerufenen
und für uns kostenlosen Shuttleservice in Anspruch. Nachdem wir uns mit
der herrlichen Lage des Restaurants und seinem Biergarten vertraut gemacht
hatten, ließen wir uns von der schwäbischen Küche verwöhnen, und wer es
als Beifahrer(in) durfte, sprach selbstverständlich auch dem Württemberger
Wein zu. Nach solchermaßen angenehm und gesellig verbrachter Mittagspause
ließen es sich die meisten nicht nehmen, den Aussichtsturm zu besteigen.
Über 79 enge Steinstufen erreicht man im Dämmerdunkel die
Aussichtsplattform; danach folgen nochmals 14 noch engere und ziemlich
ausgesetzte Metallstufen zur zweiten Plattform, auf denen manch einen der
Höhenschwindel packen könnte - für Veteranenfreunde natürlich kein
Problem. Dort oben entlohnte ein grandioses Panorama für die Mühen des
Aufstiegs.

Es
bot sich eine traumhafte Fernsicht auf Kraichgau und Württemberger
Unterland, an diesem Tag zwar wetterbedingt etwas begrenzt, aber dafür im
Spiel der tiefziehenden Wolken um so faszinierender. Unter uns lagen weit
sich erstreckende Rebhänge, gesprenkelt vom satten Gelb blühender
Rapsfelder und dem maifrischen Grün der Wälder und Wiesen - eine reich
gesegnete Landschaft. Es wundert nicht, dass Friedrich Hölderlin, der um
die Ecke in Lauffen am Neckar zur Welt kam, seine Heimat vor zweihundert
Jahren so beschrieb:
Seliges Land!
Kein Hügel in dir wächst ohne den Weinstock,
Nieder ins schwellende Gras regnet im Herbste das Obst.
Fröhlich baden im Strome den Fuß die glühenden Berge,
Kränze von Zweigen und Moos kühlen ihr sonniges Haupt.
Auf der Warte stehend kann ein empfindsames Gemüt diese
hymnisch-begeisterten Verse auch im 21. Jahrhundert durchaus
nachvollziehen.

Aber auch profanere Gedanken nahmen Gestalt an: Hoch oben auf dem Turm kam
unserem Organisator Werner beim Fernblick auf das Neckarsulmer Audi-Werk
die Idee zu einer Ausfahrt ebendorthin mit Essen in der Werkskantine und
anschließender Führung durchs Werk. Wir nehmen ihn im Hinblick auf
Spätsommer oder Frühherbst beim Wort!
Genug! Es schloss sich noch ein kleiner Spaziergang an. Dann machten wir
uns auf die Heimfahrt, unterbrochen vom Kaffee-Ausklang am Kreuzbergsee in
Tiefenbach. Schön war's, Spaß hat's gemacht! Wer nicht dabei war, soll's
bereuen! Unser Dank für Planung und Organisation geht an Werner Knebel.

Bilder: Willi
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