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Der Rolls
Royce der Motorräder: Die Brough Superior
Legenden
der Automobil- und Motorradgeschichte
Veteranenfreunde
auf Spurensuche in Mittelengland
Birmingham war die große Unbekannte. Aber die Tatsache, dass man im
Umkreis zwei herausragende Motormuseen und eine Sportwagen-Fertigungsstätte
besuchen kann, war Grund genug für die Veteranen-Freunde St. Leon, eine
schon länger geplante Fahrt nach England gerade dorthin zu unternehmen.
24 Teilnehmer(innen) kamen so vom 8. – 13. Mai in den Genuss einer von
den Clubmitgliedern Rita und Fred Kerner hervorragend organisierten
Exkursion mit einem ausgewogenen Programm, das neben den
motorgeschichtlichen auch kulturhistorische Akzente setzte.
Die wenigsten Teilnehmer hatten wohl eine
genaue Vorstellung, was sie erwartete; eine Millionenmetropole, die
zweitgrößte Stadt des Vereinigten Königreichs, das war bekannt. Der
Name der Region, Black Country, mit dem man Bilder von
qualmenden Schornsteinen eines Ballungszentrums der industriellen
Revolution verbindet, verhieß aber nicht unbedingt Gutes, was den
Stadtcharakter betrifft. Doch surprise, surprise: Das
Stadtbild hat sich mittlerweile total gewandelt. Aus dem
Industriestandort von gestern ist ein modernes Dienstleistungszentrum
geworden, in dessen Fußgängerzonen man trefflich einkaufen und
flanieren kann. Gerade die Mischung von alt und neu, futuristisch
gestalteten Hochhäusern und Gründerzeitbauten machte für viele die
Innenstadt besonders reizvoll. Unser Hotel lag zentral am Rande des Chinese
Quarter in unmittelbarer Nachbarschaft des imposanten Bullring
Shopping Centre, in dem man allein schon einen halben Tag hätte
zubringen können. In der Nähe befand sich auch ein unter Denkmalschutz
stehender Häuserblock mit vier noch erhaltenen Back to Back Houses,
typisch englischen Reihenhäusern aus der Zeit von 1840 bis 1970, wo man
in hervorragenden Führungen einen Einblick in die armseligen
Lebensbedingungen der englischen Industriearbeiterklasse erhält.
Der erste Programmhöhepunkt am zweiten Tag war die Besichtigung des National
Motorcycle Museum in Solihull, der weltgrößten Sammlung
britischer Motorräder. In seinen fünf Hallen sind dicht bei dicht sage
und schreibe 1000 Maschinen von 170 Herstellern zu bestaunen. Von der frühesten
Pioniermaschine von 1898 bis zu den neuesten Superbikes wird hier anhand
der stolzen britischen Fertigungsgeschichte von Firmen wie Velocette,
BSA, Norton, Triumph die Entwicklung des Motorrades insgesamt
dokumentiert. Protoypen, Rennmaschinen, Militär- und
Gebrauchsmaschinen, Gespanne, Dragster oder Ausstellungsteile, die
Motorradlegenden wie Geoff Duke (sechsfacher Motorradweltmeister und fünfmaliger
Gewinner der Tourist Trophy auf der Isle of Man) gewidmet sind, lassen
Motorradenthusiasten in Entzücken ausbrechen.
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D a s Highlight der Exkursion war am nächsten Tag ganz sicher die
faszinierende zweistündige Führung durch die Morgan Factory
in Malvern, ein Muss nicht nur für Autofreaks. In der einzigen noch
existierenden Automanufaktur in England werden die Sportwagen noch
komplett per Hand gebaut (Lieferzeiten über ein Jahr). Man durchwandert
die Backsteinhallen der verschiedenen Produktionsstationen, kann den
Mitarbeitern buchstäblich über die Schulter schauen und den
Produktionsprozess mit allen Sinnen aufnehmen, den Holz- und Leimgeruch
der Schreinerei oder das metallische Hämmern der Karosseriebauer. Die
spannende und mit Anekdoten gewürzte Führung eines Morgan-Mitarbeiters
informierte über die Geschichte der Morgan-Produktion wie über
technische Einzelheiten der verschiedenen Modelle. Es sei nur erwähnt,
dass das Unternehmen weltweit das einzige ist, das bei Automobilen
Aufbauten mit Rahmen aus Eschenholz einsetzt, eine Fertigungstechnik,
die noch aus dem Kutschwagenbau stammt. Der Morgan 4/4 hält dabei den
Rekord als das am längsten durchgehend produzierte Automodell. Berühmt
ist auch der von 1910 bis 1952 produzierte Three-Wheeler, ein
Dreirad-Roadster, der aufgrund der Nachfrage 2012 eine Neuauflage
erlebte. Im letzten Jahr präsentierte Morgan davon sogar eine
elektrische Variante.
Die Pilgerstätte für den, der sich für die gesamte Historie der
britischen Automobilindustrie interessiert, ist das British Motor
Museum in Gaydon. Hunderte von freistehenden Exponaten, darunter
Werksammlungen von Jaguar und Land Rover, bieten dem Hobbyfotografen
jede Menge an Motiven, darunter z. B. den Rover der Queen oder den Aston
Marin aus dem James-Band-Film. Neben Alltagsfahrzeugen stehen
Protoptypen, Fahrzeuge mit Geschichte und Exklusivmodelle. Wer will,
kann sich auch im historischen Kostüm in einem Oldtimer fotografieren
lassen.
Besuche der eindrucksvollen Ruine der von einem deutschen Luftangriff im
2. Weltkrieg zerstörten Kathedrale in Coventry, der wunderschönen
Universitätsstadt Oxford mit ihrem von Colleges und Kirchen
geprägten historischen Stadtbild und von Shakespeares Geburtshaus in
Stratford-upon-Avon rundeten das Programm ab. Daneben blieb Zeit,
Einkaufstouren zu unternehmen oder sich bildungsbürgerlich zu betätigen,
z. B. den postmodernen Bau der Library of Birmingham zu
besuchen, die als größter kultureller öffentlicher Raum in Europa
gilt, oder die enormen Bauarbeiten rings um den Centenary Square zu
begutachten. Im revitalisierten Stadtteil Brindleyplace gleich
nebenan treffen mehrere alte Industriekanäle zusammen, an deren
Uferzone anstelle alter Fabrik- und Kanalanlagen seit einigen Jahren
Cafes, Bars und Pubs zum Verweilen einladen. Dorthin zog es uns dann
auch an sonnigen Mainachmittagen, um in dieser ganz besonderen Atmosphäre
die Fülle der Eindrücke
bei einem Glas local beer zu
verarbeiten. Die Fahrt der Veteranenfreunde - an all-round
successful event!
(Veröffentlicht
im Mitteilungsblatt St. Leon-Rot vom 26. Mai 2017)
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Der Rover der
Queen
Zum
Fotoalbum I (Willi
Vocke)
Zum
Fotalbum II (Richard
Gallagher)
Zum Vergrößern anklicken.
Diashow: Nach dem
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